Nach unserer Niederlage zum Saisonauftakt standen wir in der zweiten Runde gegen die Gäste aus Hohentübingen schon ein wenig unter Druck.
Im letzten Jahr hatten wir das Duell noch klar gewonnen, allerdings begünstigt durch eine stark ersatzgeschwächte Mannschaft, die damals krankheitsbedingt nur zu sechst antreten konnten.
Ganz andere Vorzeichen diesmal: wir starteten mit gegenseitigem Respekt über die gegnerische Aufstellung. Bei uns waren fast alle an Bord (insbesondere an den vorderen Brettern). Das traf aber fast noch mehr auf unsere Gäste zu, bei denen Matthias Hönsch und Moritz Hurm spielten (mit ca. 2200 und 2000 nicht zu verachten). Aber auch unsere Ersatzbank kann sich sehen lassen – Alexander mit einem 5-aus-5-Turniersieg im Rücken.
Es entwickelte sich ein spannender Kampf mit Vorteilen teils auf der einen und teils auf der anderen Seite. Das erste nennenswerte Ereignis nach knapp 3 Stunden, als ich meinem Gegner Martin Schmidt ein Remis anbot. Im letzten Jahr hatten wir auch gegeneinander gespielt – Martin hatte überraschend mit d4 eröffnet. Daran hatte es aber nicht gelegen, dass ich sang- und klanglos untergegangen war. In diesem Jahr kam ich – er hatte sein d4-Experiment beendet – gut in die Partie auch mit deutlichen Engine-Ausschlägen zwischendurch zu meinen Gunsten. Nach 26 Zügen war ich überzeugt, nicht zu verlieren aber auch nicht gewinnen zu können. Martin Schmidt sah seine Stellung skeptisch und wir beide waren der Überzeugung beim Blick auf die anderen Bretter, dass ein Remis jeweilig eigenen Mannschaft nutzen würde.
Bei einigen Brettern war die Prognose klar. Lorenzo, auch durch zahlreiche Übungspartien am Vereinsabend gestählt, zeigte eine Musterpartie zum Thema „wie zerlege ich Pirc“. Allerdings hatte diesen Punkt auch der Gegner bereits einkalkuliert.
Am siebten Brett hatte Sergej mit Moritz Hurm einen hochkarätigen Gegner erwischt. Bereits in der Eröffnung ging ein Bauer verloren. Sergej versuchte, Gegenspiel aufzuziehen, aber Moritz behielt die Oberhand.
Auch die vorderen Bretter erschienen relativ klar: im Duell der Vorbereitungs-Spezialisten Thomas gegen Marius Hurm war heute der Tübinger besser vorbereitet. Thomas kämpfte wie immer, aber am Ende erfolglos.
Manchmal ist es auch ganz praktisch, nicht vorbereitet zu sein bzw. nicht zu wissen, wer einem gegenübersitzt. Kelsie sagte der Name Matthias Hönsch nichts und spielte unbeeindruckt vom Gegner einfach ihre Partie – am Ende ein souveränes Remis gegen einen Top-Gegner.
Entscheiden sollten die hinteren Bretter: ich war mir sicher, dass Alexander und Tilman sehr gute Gewinnchancen hatten und Olli nicht verlieren würde. Tübingen vertraute auf Ollis Gegner Martin Häcker für einen vollen Punkt und hoffte darauf, an einem der beiden anderen Bretter (am ehesten Oriol Gonzales Leon gegen Tilman) einen halben Punkt entführen zu können.
Das Pendel schlug in Pfullinger Richtung aus. Erst sicherte sich Olli ein Remis. Dann wurde Alexander seiner Favoritenstellung und guten Form gerecht. Er hatte im Stonewall am Damenflügel Vorteile erlangt und brachte den Sieg sicher nach Hause.
Bei Tilman war die Favoritenrolle nach DWZ nicht so klar – beide trennten nur 5 DWZ. Allerdings hatte Tilman in der Vergangenheit in der Liga top performt und eher bei Opens schlechte Ergebnisse abgeliefert. Gut, dass heute wieder der Mannschaftsspieler Tilman am Brett saß, konsequent aktiv spielte und wenn nicht DWZ-mäßig, doch Erfahrungs-mäßig seine Stärken ans Brett brachte. Erst ein Durchbruch im Zentrum, dann Aktivität am Damenflügel, starker Springer gegen schwacher Läufer, der dann irgendwann verloren ging. Bevor ein gegnerischer Freibauer hätte gefährlich werden können, sicherheitshalber einfach Matt gesetzt.
Das war der umjubelte Punkt zum knappen 4,5:3,5-Erfolg. Damit können wir etwas entspannter in das nächste richtungsweisende Spiel gegen Bad Urach gehen.